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Vallconnan News XIX – I

Eiskalt ist es in diesen Tagen in Vallconnan. Dick eingewickelt laufen die Männer und Frauen auf den Straßen umher und gehen ihrer Arbeit nach. Immer wieder sieht man Soldaten, die gewärmte Kräuteraufgüsse und Brot an die jenigen verteilen, die nicht genug haben. Warme Decken und alte Mäntel werden an frierende Kinder abgegeben. Von der Hektik des langen Sommers ist nun nichts mehr zu spüren. Nur wer nach draußen muss, um seine Waren feilzubieten oder Arbeiten zu verrichten, verlässt die warme Stube. Von den Orks hat man, besonders im Landesinneren, lange nichts mehr gesehen. Gelegentlich berichten Menschen aus Hypen oder Malmedy, sie hätten einzelne Orks durch das Unterholz rennen sehen, in der Regel aber dicht gefolgt von einem Haufen Soldaten, die ihnen schnell den Garaus machten…

Alles in allem herrscht ein Gefühl von Sicherheit im Lande. Auch von der Feste Eagles Guard, die vor der sicheren Grenze des Landes, der Mahas, in den Orklanden gelegen ist, gelangen keine bedenklichen Nachrichten ins Landesinnere.

„Ich wünschte wir hätten wenigstens ein bisschen was zu tun…“ William starrt gedankenverloren in die schwarze Nacht. Das Lagerfeuer spendet nur ein wenig Wärme, zu groß darf es nicht sein, damit sie nicht abgelenkt werden während der Wache. „Seit Wochen hat hier in Mont Riggi niemand mehr einen Ork, noch nicht mal mehr einen Goblin gesehen.“ Langsam erhebt sich Brian und steigt gemächlich die Stufen zum Wachturm hinauf. „Freu dich doch“ entgegnet er, die Gelenke immer noch ein wenig eingefroren. „du hast doch eh immer nur das Feuer bewacht.“ Noch bevor William empört reagieren kann meldet sich James zu Wort. „Auch von den Kameraden in Eagles Guard hört man auch nichts Wildes. Sir Ronald soll einen längeren Ausritt geradewegs in die Orklande gemacht und nirgends auch nur einen einzigen Ork gefunden haben.“ „Der Verrückte,“ entgegnet William, „wenn er keine Arbeit hat, sucht er sich welche…“.

„Habt ihr von den Nachrichten aus Burgund gehört?“ George ist nach der Ablösung die Treppen von dem kleinen Wachturm hinuntergestiegen und hockt sich nun direkt ans Feuer. „Es sollen Menschen in den Orklanden gesehen worden sein“ sagt er, während er versucht, seine Hände am Feuer zu wärmen, ohne sich zu verbrennen. „Sie sollen sogar kleine Siedlungen dort aufgeschlagen haben.“ „Vielleicht haben die ja die ganzen Orks verjagt“ murmelt der alte Corporal mürrisch und setzt sich zu den Männern, ohne sie anzusehen. „Auf der einen Seite erstarkt unser Heer immer weiter, die Rüstungen glänzen und der Stahl wartet auf einen Gegner der es wert ist, ihn zu kosten, auf der anderen Seite werden sie von Siedlern verdrängt. Das ist nur eine Frage der Zeit bis sie wieder über uns herfallen werden. Aber wir sind vorbereitet…“. „Guter Dinge wie eh und je, unser Corporal!“ stimmt Brian vom Wachturm aus zu. „Ich glaube ja nicht, dass es uns in nächster Zeit so hart treffen wird. Angeblich sollen in Laufenburg gerade zehn Squads neuer Reiter ausgebildet werden, weil in diesem Jahr so viele Pferde wie lange nicht mehr stark genug sind, einen Reiter in die Schlacht zu tragen. Sie sollen sogar wieder genug Erze erhalten haben, Rüstteile für die Rösser zu schmieden.“ „Das stimmt tatsächlich“ bestätigt der alte Corporal. „Erinnert ihr euch an die Engpässe der Bierlieferanten in den letzten Monden? Eine kleine Gruppe von Dieben soll die Lieferanten nahe Durenor abgefangen und bestohlen haben. Ich habe gehört, einer der Knappen von Sir Cedric selbst soll die mit einem Ausbildungssquad der Reiterei aufgespürt und davongejagt haben.“

„Wer hat wen gejagt?“ fragt der junge Julien, der gerade aus dem Inneren der Feste zu den wachhabenden stößt. Als keiner ihm so richtig eine Antwort auf seine Frage geben mag, setzt er selbst zur Antwort an. „Ich hab ja gehört in Bel Croix habe wieder eine Treibjagd stattgefunden. Gabbits soll man kaum im Wald gesehen haben, dafür haben die Jäger eine Menge Wildschweine und Truthähne erlegt. Sogar einen kapitalen Hirsch sollen sie erlegt haben. Das Geweih soll aber wohl nichts mehr taugen, angeblich habe Leon sich auf den Hirsch geworfen, weil keine Pfeile mehr da waren.“ Lachend wendet sich William dem Jungen zu. „Das kann ich mir wirklich gut vorstellen. Der Winterbraten für Leon soll täglich aus vier Dutzend Hühnern und einem Dutzend Truthähnen bestehen.“ Lachend wenden sich die Soldaten wieder dem wärmenden Feuer zu und lauschen der Stille der Nacht…

„He, ihr da!“ Jerome ist fasziniert von den gewärmten Fruchtweinen, die sein Gegenüber an die interessierten Marktbesucher verkauft. „Wie schafft ihr es, dass euer Wein so köstlich duftet?“ „Kräuter und Gewürze mein lieber!“ ruft Jeremy ihm zu, „Wollt ihr wohl mal kosten?“ Jerome schnappt sich ein Stück Brot und eine seiner besten Würste, von denen er dutzende mit seinem Sohn geräuchert hat. „Nur zu gerne mein Lieber, hier, kostet auch mal hiervon“ sagt er und hält dem Weinhändler ein Stück auf sein Messer gespießt entgegen. Jerome nimmt die Wurst erfreut entgegen und lässt sie langsam im Munde zergehen. „Oh, ein wahrliches Meisterwerk, da passt mein Wein hervorragend zu! Wisst ihr, seid die Grafen von Saltway und Stollhill die Handelsstraßen wieder sicherer gemacht haben, läuft der Handel endlich wieder, wir bekommen wieder unsere Waren aus den angrenzenden Landen und können auch aus heimischen Beständen wieder ausreichend produzieren. Seit ich die Gewürze wieder bekomme, kann ich auch meine Winterweine wieder anmischen und die Menschen freuen sich so sehr über jeden wärmenden Schluck.“ „Das kann ich gut verstehen“ entgegnet Jeremy und nimmt noch einen kräftigen Schluck des lieblichen Weines.

„Man hört ja davon, dass die Handelsbeziehungen immer weiter gestärkt werden. Jetzt soll sogar eine Hanse erstarken, die uns den Handel mit allen Freunden und Verbündeten in großer Sicherheit erlaubt. Den Göttern sei Dank, dass die Earls so tüchtig sind und uns immer neue Kunden bringen. Erst neulich hörte ich von einem Bauern aus der Nähe von Eagles Peak, dass er seine ganzen Mehlvorräte an einen Fremden verkauft habe.“ „So einen komischen mit einem Band um den Kopf gewickelt?“ mischt sich der Schmied ein, dem nicht annähernd so kalt zu sein scheint, wie den beiden Händlern. „So einer hat bei mir vor Kurzem Werkzeuge bestellt. Vier dutzend Hämmer, zwei Dutzend Zangen und acht Scheffel voller Stahlnägel wollte er haben. Ein Anderer hat bei meinem Vetter sechs Dutzend Tischmesser in Auftrag gegeben. Die müssen sicher ein großes Fest feiern…“ Mittlerweile hatten sich viele weitere Händler dazugesellt. „Stoffe mit seltsamen Mustern wollten sie haben!“ ergänzt der Weber. „Am liebsten das Feinste vom Feinen, so viel konnte ich gar nicht liefern wie der seltsame Kerl haben wollte. Ich hoffe, dass ich bald geliefert bekomme, was er bestellt hat. An Reichtum scheint es ihm ja nicht zu mangeln. Gleich zehn Ballen feinster Seide wollte er haben. Was er wohl damit machen will?“ „Sicher keine Rüstung“ entgegnet der Schmied etwas spöttisch. „Ich musste aber auch viele Erze dazukaufen, da haben unsere eigenen Vorräte einfach nicht gereicht.“

„Habt ihr Mary’s neues Früchtebrot schon gekostet?“ unterbricht der alte Paul die angeregten Gespräche. „Das kann diesmal nicht nur Mary’s ganze Liebe beim Backen gewesen sein, der Sommer hat auch besonders schmackhafte Früchte hervorgebracht. So süß war es noch nie!“ „Wenn ihr überlegt, dass wir vor fünf Jahren im Winter noch hungern mussten“ antwortet ein anderer, „geht es uns jetzt endlich wieder gut. Ein hoch auf die Helden, die die Feinde zurückgedrängt und unserem Land den Frieden gebracht haben! Mögen die Drei sie auf immer beschützen!“

Während die Händler ihre Triskelen greifen, ihre Blicke zum Himmel wenden oder einfach nur wohlwollend die Augen kurz schließen und dem Aufruf begeistert zustimmen, schlendern zwei junge Mägde über den Markt auf der Suche nach ein paar frischen Äpfeln und Kartoffeln. „Hast du eigentlich von seiner Majestät gehört?“ Erschrocken zuckt Rachel zusammen und reißt die Augen auf. Fast wäre ihr der Korb aus der Hand gefallen. Woher wusste Samantha nur, dass sie gerade an ihn gedacht hatte? An seine wunderschönen, gütigen, jungen Züge, seine starken Arme, seine breiten Schultern… Freundin Heather war vor wenigen Wochen mit ihrer Herrin nach Mondschau gereist und hatte berichtet, dass der junge König dort jeden Tag seinen Leibesübungen nachgeht. An einem Tag konnte sie mit Victoria seine Übungen mit dem Schwert beobachten. Sie hatte in den verträumtesten Worten von ihm geschwärmt. Mit welcher Eleganz er sich bewegte, mit welcher unbändigen Kraft und doch konzentrierter Besinnung er das Schwert führe, wie umsichtig und höflich er mit seinen Bediensteten umgehe, wie… „Rachel, träumst du?“ unterbricht die Freundin unsanft ihre Träume. „Sami, ich, ich, …“ stammelt die junge Frau und merkt, wie ihr die Röte schlagartig über das ganze Gesicht huscht. „Rachel! Du schwärmst ja richtig für ihn!“ lacht Samantha und kichert. „Aber hast du denn nichts von der Burgunderin gehört“ Schlagartig verschwindet jede Schamesröte aus Rachels Gesicht und weicht ernsthafter Empörung, gemischt mit einem Ausdruck von Entsetzen und Hilflosigkeit. „Wawawas für eine Burgunderin?“ stottert sie leise vor sich hin, „ich habe nichts von einer Burgunderin gehört, wer ist sie, was hat sie mit ihm zu schaffen?“ „Man munkelt, der König habe sich länger mit ihr unterhalten. Eine bildschöne junge Dame soll es sein, eine Schreiberin des burgundischen Botschafters. Sie soll neu dort sein, die alte Schreiberin habe sich nach Burgund zurückgezogen. Man erzählt sich, dass der König nach den Gesprächen mit dem Botschafter noch eine ganze Zeit lang dort geblieben ist und mit ihr im Garten spazieren gegangen sei.“ Interessiert beobachtet Samantha, wie sich der Gesichtsausdruck der Freundin wieder schlagartig verändert. Die Verunsicherung weicht schlagartig einer manifesten Empörung und Verachtung. „Pah! Wieder so eine burgundische Pute! Die interessiert ihn eh nicht weiter. Zur Wintersonnenwende habe ich eine weiße Zwiebel zerschnitten und gesalzen, wie es die Alten sagen. Ich habe eindeutig sein Gesicht erkannt. Seine lieben, ehrenhaften, kräftigen Züge, seine wundervollen Lippen, seine tiefblauen Augen, seine wunderschöne Nase… irgendwann wird er mich finden und mit nach Mondschau nehmen. Ich bin mir sicher.“ Als Rachel sich endlich aus ihren Tagträumereien losreißt, sieht sie sich dem schelmischen Grinsen ihrer Freundin gegenüber, die einen kurzen Knicks vor ihr macht. „Wollen ihro Möchtegernemajestät denn nun weiter mit mir einkaufen gehen?“ fragt sie die Freundin und bringt sich sogleich mit ein paar großen Schritten in Sicherheit. „Huch!“ ruft sie erschrocken, als ihr ein kleiner fauliger Apfel knapp an der Schulter vorbei hinterherfliegt…

Mittlerweile, lange nachdem die Sonne untergegangen ist, ist auch die Taverne „Zum tänzelnden Eber“ in Rosehill gut gefüllt. Glen, John, Jack und Jim sitzen nach einem anstrengenden Tag gemeinsam mit Freund Morgan an einem gemütlichen Tisch nahe dem Kamin und beraten über die aktuellen Ergebnisse der Gabbitball-League. „Diese malmedischen Rindviecher haben doch eh keine Chance gegen die Löwen!“ stellt Glen fest. „Ach was,“ entgegnet Jack, „dafür haben wir die lahmenden Laufenburger Ponys aber ganz schön abgehängt!“ In einer Woche würde es wieder so weit sein und das Endspiel der Liga würde ausgetragen werden. Und sie alle würden hingehen. Besonders, weil das Finale ja in diesem Jahr ganz in der Nähe, in Malmedy ausgetragen würde. „Habt ihr das von den Zaroriern gehört?“ unterbricht Jim die Freunde. „Die können demnächst eine eigene Liga machen!“ Die Freunde brechen in schallendes Gelächter aus. „Habt ihr das Gesicht von dem Kerl gesehen als er erzählt hat, dass er auf dem Weg zum König sei, weil sich eine so schreckliche Plage ausgebreitet habe? Von Salz haben die Wohl noch nie was gehört! Anfänger!“ Auch Morgan findet langsam vor lachen wieder Worte. „Sogar dem Fürsten Sieghard sollen sie die Rüstung angenagt haben.“

Mit einem lauten Krachen stellt Guinevere die fünf gut gefüllten, schaumgekrönten Humpen auf den Tisch. Sie lächelt in die Runde und dreht sich wieder dem Ausschank zu, was alle fünf zu begeisterten Blicken auf den nun zugewandten Rücken verleitet. Die Blicke von Jim folgen ihr so weit, dass er kurz darauf von seinem Stuhl kracht. Während er sich wieder aufrappelt, hebt er seinen Humpen mit noch leicht schmerzverzogenem Gesicht: „Auf die Soldaten seiner Majestät, und dass sie diese widerwärtigen Bierdiebe vertrieben haben. Zu zweit sollen sie mindestens vier dutzend von denen in die Flucht geschlagen haben.“ „Jetzt übertreibst du aber“ entgegnet Glen. „Aber wir können schon stolz sein auf unsere Männer. Auch als der große Krieg endlich beendet war, haben sie sich nicht zur Ruhe gesetzt, sondern haben sich neu mit Hammer und Nagel bewaffnet und die zerstörten Hütten repariert. Ich habe gehört, dass sogar Sir Patrick selbst in Hypen mit Hand angelegt hat und einer alten Mutter das Haus wieder aufgebaut hat.“ Sie prosten einander zu und trinken einen ordentlichen Schluck. Dann halten sie einen Moment inne und gedenken der Helden, die ihr Leben gelassen haben oder verletzt worden sind. Auch Jim, Jack und John haben sich den Truppen angeschlossen, wurden aber zum Glück nur im Hinterland stationiert. Aber auch bis dorthin sind die Orks gekommen und haben Schrecken verbreitet. Nachdem alle einen Moment geschwiegen haben, fängt Morgan an zu lächeln.

„Habt ihr Mollys Früchtebrot gekostet? So köstlich wie die Früchte dieses Jahr schmecken haben sie lange nicht mehr geschmeckt. Und es sind so viele! Meine Molly hat bestimmt zehn Laibe mehr gebacken als sonst!“ „William und Kate haben das ja auch versucht“ antwortet Guinevere nachdenklich, als sie wieder volle Humpen an den Tisch der Freunde bringt. „Dabei hat die Scheune einige Funken abbekommen und ist vollständig abgebrannt. Aber zum Glück war ein Ritter auf dem Weg durch unsere Straßen. Er hat mit seinen Soldaten sofort geholfen. Das Feuer war schnell gelöscht. Er hat den beiden sogar einige Kupfer geschenkt, damit sie besser über die Runden kommen.“ „Das nenn ich mal Glück im Unglück“ ruft Jim und setzt den Krug erneut an. Noch während er das kühle Bier in seiner Kehle spürt, bemerkt er wie erneut der Stuhl ins Kippen gerät. Mit einem lauten Krachen landet er erneut am Boden und erntet Kopfschütteln von allen Seiten…


Eingetragen von Astrid am 4. Januar 2019


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